17. Januar 2011
Wichtig ist "unternehmerisches Denken"
"Es ist von großer Bedeutung, dass die Kirchen zusammenarbeiten, dass sie keine Konkurrenz untereinander bilden und dass sie international aufgestellt sind." Hat Dortmunds Bürgermeister Manfred Sauer bei einem Neujahrsempfang gesagt. Und zwar: In der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche (NAK). Derart zitiert wird Manfred Sauer auf den offiziellen Seiten der NAK von Nordrhein-Westfalen.
Die Außendarstellung dieser Glaubensgemeinschaft ist inzwischen wie der Versuch, einen Pudding an die Wand nageln zu wollen. In Deutschland nimmt der Mitgliederschwund dramatische Formen an, ein Gebäude nach dem anderen muss verkauft werden.
"Die katholische Pius-Bruderschaft hat in Deutschland ein weiteres Kirchengebäude gekauft. Die einstige neuapostolische Kirche in Köln sei die siebte Kirche, die der Orden hierzulande erworben habe, teilte die Pius-Bruderschaft mit. Von den über 50 Niederlassungen des Ordens in Deutschland seien zwölf Kirchen Neubauten. Das jüngst erworbene Kirchengebäude steht im Stadtteil Kalk", hat die "Welt" am 22. Dezember 2010 gemeldet.
Diese "Fundamentalisten des Herrn" breiten sich auch in Deutschland aus? Das klingt nicht gut. In Frankreich fällt diese Bruderschaft immer wieder mit radikalen Thesen und Taten auf. nicht einmal die Nähe zu Rechtsextremisten scheuen die Pius-Brüder. Diese mangelnde Scheu gehört allerdings auch zur Geschichte der Neuapostolischen Kirche.
Mangelndes Fingerspitzengefühl hat diese Glaubensgemeinschaft auch bewiesen, als sie zwei Kirchen an islamische Gemeinden verkaufte. Das Motto scheint zu sein: "Hauptsache, der Preis stimmt."
Aber auch Irrtümer haben ihren Preis. Die gehören ebenfalls zur Geschichte der Neuapostolischen Kirche. So hat das Kaiserreich keinesfalls den Ersten Weltkrieg gewonnen, ist Hitler ein Verbrecher gewesen und die DDR kein stabiles Staatswesen, wie der oberste Repräsentant dieser Glaubensgemeinschaft noch wenige Monate vor dem Zusammenbruch des Systems vermutet hat.
Wie früher sich abschotten ist jedoch schon lange nicht mehr drin. Diese Abschottung funktionierte noch, als Kirchenführer Hysterie verbreiteten und die Parole ausgaben: "Hier geblieben oder auf ewig verdammt sein."
Heute aber schwirren junge NAK-Mitglieder genauso in der Welt herum wie andere Jugendliche. Sie sammeln Eindrücke, die nicht zu den Parallelvorstellungen ihrer religiösen Führer passen, die deswegen immer sprachloser werden und schon geringfügige Veränderungen als Meilensteine ankündigen müssen wie jüngst eine eher redaktionelle Bearbeitung der Glaubensartikel.
Früher hat man gelegentlich wenigstens noch schmunzeln können. Bei einer NAK-Hochzeit beispielsweise. Da sagte der Priester, der Mann sei die 1 und die Frau die 0, zusammen ergebe das eine 10. Worauf die Frau, die mich zu dieser Zeremonie begleitet hatte, zum Altar rief: "Dann binde ich mir einen Gürtel um und bin eine 8." Das machte mich stolz, wir waren gemeinsam eine 18...
Doch dann kam ein Werbefachmann aus der Schweiz. Er übernahm die Führung und scheiterte an dem Spagat zwischen "Die einzig richtige Kirche sind eigentlich wir" und "Die anderen Kirchen sind aber auch nicht ganz falsch". Und ließ sich in den Ruhestand versetzen.
Schon war die Neuapostolische Kirche wieder in deutscher Hand. Vielleicht auch deshalb veröffentlichte die Neuapostolische Kirche International vor einer Woche dieses Stellenangebot: "Die Neuapostolische Kirche International will zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Buchhalterin / einen Buchhalter einstellen. Gesucht wird eine selbständige, initiative, fröhliche und belastbare Persönlichkeit, die über unternehmerisches Denken und Freude an der Arbeit mit Zahlen verfügt. Weitere Anforderungen sind u.a.: Fachausweis Finanz- und Rechnungswesen, mehrjährige Berufserfahrung in einer Finanzbuchhaltung in der Schweiz, Kenntnisse des Schweizer Mehrwertsteuerrechts."
Dass sich ein deutscher NAK-Chef im Mehrwertsteuerrecht der Schweiz nicht sonderlich auskennt, scheint verständlich, dass er aber auch noch "unternehmerisches Denken" verlangt, ist im Wortsinne merkwürdig.
Ein Beitrag für http://zeugenjehovas.blogspot.com
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