Sonntag, 31. Januar 2010

Die Schule pennt

31. Januar 2010
Peter Hahne macht für Kinder ein Märchen wahr

Hurra, hurra, die Schule pennt! Liebe Kinder, gebt fein Acht, ich habe euch einen Kolumnisten mitgebracht. Der heißt Peter Hahne, schreibt für die „Bild am Sonntag“ und macht sich heute Gedanken darüber „Why Oettinger must not shame für his Spätzle-English“.

Kinners, der Peter Hahne macht für euch ein Märchen wahr. Kein Unterricht mehr! Keine Paukerei! Nur noch Spiel und Spaß!

Jedes Märchen beginnt mit „es war einmal“. Dieses auch. Es war einmal ein Mann, der hat ein Bundesland regiert, das irgendwo im Süden von Deutschland herumliegt. Dessen Regiererei ist irgendwann peinlich geworden, also schickte man ihn ins Ausland. Wohin, muss euch nicht interessieren. Gelernt wird ja nicht mehr. Dort angekommen, hielt dieser Mann eine Rede in einer Sprache, die er nicht schon als Baby gelernt hat und bis heute nicht beherrscht, sondern in einer fremden, die er ebenfalls nicht beherrscht. Das merkten alle. Nur er nicht.

Macht aber nichts, meint Peter Hahne. Denn - so dieser Kolumnist: Auch andere Politiker haben diese fremde Sprache nicht beherrscht - und Lothar Matthäus wurde trotzdem Weltmeister. So, Kinners, das haut ihr morgen euren Lehrerinnen und Lehrern um die Ohren! Fremde Sprachen werden nicht mehr gelernt! Und was ist mit den anderen Fächern? Kriegen wir auch vom Stundenplan!

Da sich alle Finanzminister irgendwann verrechnet haben, müsst ihr auch nicht mehr Mathe pauken. Da zur Physik die Erfindung der Atombombe gehört, lasst ihr dieses Fach ebenfalls sausen. Chemie hat Verpackungsmüll mit sich gebracht. Runter vom Stundenplan! Routenplaner statt Geographie, Petting statt Biologie.

Hurra, hurra, die Schule pennt! Liebe Kinder, dafür solltet ihr euch bei Peter Hahne bedanken…

P. S. Weg ist das Video bei YouTube

Montag, 25. Januar 2010

Lohengrin-Organisationen

25. Januar 2010
Nie sollst du mich befragen

Ins Netz gegangen - eine "Lohengrin-Organisation" gefangen: so auch heute. Beim Stöbern nach sozialen Projekten für Kinder und Jugendliche googelt mir eine aus Bremen entgegen. Unter "Kontakte" steht die Telefonnummer. Hörer geschnappt, Anschluss gefunden. Eine weibliche Stimme sagt: "Schön, dass Sie sich als Redakteur für uns interessieren." Ich bitte um Rückruf des Projektleiters.

Der leuchtet mir eine halbe Stunde später auf dem Display entgegen. Doch das ahne ich nicht. "Verborgen" steht dort. Ich rechne mit einem Anruf irgendeiner Gewinnzentrale, die mir versichert, dass ich... Statt dessen: Eine männliche Stimme fragt: "Was gibt es?" Ich will wissen: "Mit wem spreche ich?" Nun nennt er seinen Namen. Dass ich über das Bremer Projekt berichten möchte, scheint Udo C. nicht sonderlich zu interessieren. Er sei zwar der Projektleiter, aber ansonsten in der Mittagspause. Eine mail-Adresse könne er mir auch nicht nennen. Sein Vorschlag: "Informieren Sie sich im Internet." Udo C. klingt gehetzt. Sagt, dass er wieder auflegen müsse. Macht er wenige Sekunden später.

Von Presse-Arbeit hält Udo C. wohl nichts. Wie andere "Lohengrin-Organisationen" auch. Kommunikativ scheint Deutschland zu den Entwicklungsländern zu gehören. Dafür spricht: Ein Drittel aller Anfragen per mail wird nie beantwortet. Sucht man Hilfe am Telefon, muss man erst einmal in einer Warteschleife blechen, bis man an den Falschen gerät.

Bei 1 und 1 soll das anders sein. Da gibt es laut Werbung neuerdings einen Kundenberater, der sich mit seinem Team um Probleme kümmert, bis sie behoben sind. Morgen erzählen die mir ein anderes Märchen. Denn: Ich habe ein Problem mit dem Homepage-Baukasten. Die 1 und 1-Antwort: Solche Probleme gebe es zuhauf. Ich soll mir also nichts draus machen? Oder den Anbieter wechseln? 

Auch solche Fragen werden "Lohengrin-Organisationen" nicht beantworten...Und sich so selbst schaden.

Samstag, 23. Januar 2010

Offener Brief an Koch

23. Januar 2010
Ich hätte gern ein Büro

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Koch,


„Macht Hartz IV faul?“ hat gestern die „Bild“-Zeitung getitelt, die sich offenbar immer zu Ihnen gesellt, wenn Sie ein so genanntes „heißes Eisen“ angefasst haben. Das war bei den „zu vielen kriminellen Ausländern“ so, das ist bei der von Ihnen geforderten Arbeitspflicht für Alu-II-Empfängerinnen und -Empfänger wieder so. „Brutalst möglich“ reagierte darauf inzwischen eine Gruppe, die sich „Morgenlicht“ nennt. Als Warnung ließ sie Ihnen gestern eine Bombenattrappe zukommen, die Nachricht lautete laut heutigen Medienberichten: „Wenn Sie Ihre Äußerungen wiederholen, wird eine scharfe Bombe ´im Umfeld Ihrer Besitztümer´ gezündet.“

Bombendrohungen halte ich für noch dämlicher als manche Ihrer Statements. Doch dieses Mal nehme ich Sie beim Wort und arbeitsverpflichte mich bei Ihnen im hessischen Ministerium für Arbeit und Soziales. Dort hätte ich gern ein Büro mit Schreibtisch, PC und Telefon.

Sie vermuten richtig: Auch ich bin Hartz-IV-Empfänger. Seit 2005. Ineinander verwobene Ereignisse haben dazu geführt. Über ein Jahrzehnt lang war ich verantwortlicher Redakteur einer Wochenzeitung im Altkreis Burgdorf bei Hannover. Als Berichterstatter ließ ich mich in kein politisches Lager ziehen. Das sollte sich 2002 ändern. Meine Verlegerin und ihr Sohn schnappten sich in meiner Abwesenheit meine Artikel über Ratssitzungen und andere kommunalpolitische Ereignisse und trimmten sie auf CDU-Nähe. Meine Proteste fruchteten nicht, die Gegenseite vertrat die Auffassung: „Wir bestimmen!“

Anfang 2003 kam es zur Eskalation. Der Vorsitzende einer gemeinnützigen Organisation, der seit geraumer Zeit körperbehindert ist, wurde in meinem Beisein verhöhnt. Wieder erschien unter meinem Namen ein Artikel, den ich kaum noch wieder erkannte. Vor dem Arbeitsgericht in Hannover wurde mein Vertrag im so genannten „gegenseitigen Einvernehmen“ aufgelöst.

2003 und bis Mitte 2004 lebte ich von der Abfindung und von der Rückkaufsumme meiner Lebensversicherung. Dann gründeten wir in Wilhelmshaven eine Wochenzeitung, die per Anzeigenpreisdumping und mit Gerüchten über meine Person wieder vom Markt gefegt wurde.

Da blieb mir nur noch der Weg zum Jobcenter. Dort wurde mir sogleich mitgeteilt, dass man für mich als Redakteur nichts tun könne. „Fördern und fordern“ gelte für mich nicht. Also richtete ich im Netz Seiten ein und berichtete fortan dort nicht nur über lokale Ereignisse, sondern auch über die Arbeit von Jugendämtern, Familiengerichten und Gutachtern. Bei mir meldeten sich nicht nur verzweifelte Mütter und Väter, bald stellten sich bei mir auch ehemalige Heimkinder mit ihren Anliegen ein. Nächstes Thema wurden Einrichtungen, die Menschen eigentlich helfen sollten, dies aber nicht tun.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sie sehen also, Faulheit kann man mir nicht vorwerfen. Außerdem trage ich die Kosten meiner Arbeit, weil die meisten Betroffenen finanziell gar nicht in der Lage sind, mir Geld zukommen zu lassen.

Würden Sie mir nun ein Büro mit Schreibtisch, PC und Telefon zur Verfügung stellen, hätte ich einige Kosten vom Hals. Mit einem Umzug nach Wiesbaden hätte ich keine Probleme, ich kenne die Gegend, habe in Mainz Volkswirtschaftslehre und Publizistik studiert.

Ich bin gespannt, wann ich im hessischen Ministerium für Arbeit und Soziales mein Büro beziehen kann.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Forentrolle

21. Januar 2010
Niederträchtige Plagegeister

Fünf Autorinnen und Autoren haben sich im Herbst vergangen Jahres zusammengetan, sie veröffentlichen ihre Gedanken und Texte unter www.ein-buch-lesen.com, sie vermarkten gemeinsam ihre Bücher. Erfahrungen mit Forentrollen schweißten sie zusammen, Sylvia B. widmete diesen Internet-Plagegeistern ein Märchen.


Wie auf ein Geheimkommando rotten sich diese Trolle zusammen, fallen in ein Portal ein und machen sich breit mit abwertenden und beleidigenden Kommentaren, die sich spielend leicht per „kopieren“ und „einfügen“ überall platzieren lassen. Ihre Triebfedern sind Hass, Neid, Niedertracht und Missgunst. Auch vor der Zerstörung von Portalen schrecken sie nicht zurück.

Bei www.ein-buch-lesen.com jedoch soll ihnen das nicht gelingen, ein Link führt zu „Forentrolle - nein danke!“ mit Hintergründen und Tipps, die immer häufiger angeklickt werden. Auch sonst wächst dieser Internetauftritt, Gastautoren melden sich zu Wort, jüngste Interviewpartnerin ist die erfolgreichste Rezensentin bei Amazon: Helga König hat inzwischen über 2 200 Besprechungen geschrieben und beschäftigt sich darin mit vielen Themen. Die reichen von Filmen über Gedichtbände, Romane bis hin zu psychologischen Fachbüchern und Erotik.

Die Rezensionen dieser Autorin haben ein ungewöhnlich großes Echo, nirgendwo wird so kontrovers diskutiert wie bei ihren Beiträgen. Helga König versteht das Netz als Dialogmedium, in dem niemand die Wahrheit gepachtet hat. Alle, sagt sie, tragen zu allem etwas bei.

Fragt man Helga König nach ihrer erfolgreichsten Rezension, fällt ihr sofort „Masken der Niedertracht“ ein. Diese Besprechung mündete in einen Hilfeprozess mit einer eigenen anonymen Community, in der sich Menschen über ihre Probleme austauschen.

Die Bibliothek von Helga König umfasst über 8 000 Bücher, schon als Kind hat sie gern gelesen. Bereits damals brachte sie ihre Gedanken auf den ersten Buchseiten zu Papier, diese Gedanken teilt sie heute mit vielen. Ihr Motto lautet „Geteiltes Wissen ist vervielfältigtes Wissen“. Helga König hat Germanistik, Politikwissenschaften und Jura studiert. Mit ihrem Ehemann betreibt sie eine eigene Firma. Außerdem schreibt sie gerade an ihrem ersten Roman.

Mehr über sie erfährt man in dem Interview, das in diesen Tagen auf www.ein-buch-lesen.com erscheint.

Sonntag, 17. Januar 2010

Peter Hahnes Leere

17. Januar 2010
Unerträgliches Gefasel eines Kolumnisten

Das Erdbeben auf Haiti hat nichts Gutes, außer man tut es: Das ist die heutige Botschaft von Peter Hahne als Kolumnist der „Bild am Sonntag“, der sich nach einer der „größten Katastrophen in der Menschheitsgeschichte“ (UNO) Gedanken macht „Über unsere tägliche Gier und das Elend der anderen“. Damit aus den Trümmern dort besseres Leben hier wächst, empfiehlt er uns Bescheidenheit und zitiert ein Sprichwort aus Afrika: „Als ich jammern wollte, keine Schuhe zu haben, sah ich jemanden, der keine Füße hat.“

Während sich Hilfsorganisationen fragen, wie sie mit dem Chaos fertig werden können, steht Peter Hahne in einem deutschen Supermarkt vor dem Getränkeregal und sieht „neben Bier, Cola und Säften Dutzende von Wassersorten aus aller Herren Länder…“ Auch aus Haiti? Während Spendenaktionen organisiert werden, liest Peter Hahne die Zeitschrift „Öko-Test“ und stellt fest, dass von 149 getesteten Wassersorten „viele von weit her (kommen) und lächerlich teuer“ sind. Auch aus Haiti?

Das Gefasel dieses Kolumnisten ist oft unerträglich, noch unerträglicher ist es angesichts von wahrscheinlich 200 000 Toten. Die sind ihm weniger wichtig als der Wunsch, dass bei uns aus Denken Danken wird für all das, was Peter Hahne so im Supermarkt sieht. Dann falle uns auch der Verzicht auf eine Gehaltserhöhung und auf eine Reise leicht.

Das soll die Lehre aus diesem Erdbeben sein? Was wäre demnach die Lehre aus mehreren Erdbeben, die sich gleichzeitig ereignen? Verzicht nicht nur auf Gehaltserhöhungen und Reisen, sondern auch noch auf beheizte Wohnungen, drei Mahlzeiten am Tag und ein Bett für die Nacht?

Würde uns Peter Hahne dann erzählen wollen, dass auf dem richtigen Weg der Bescheidenheit sind: Langzeitarbeitslose, die sich nicht beklagen, Kinder, die sich darüber freuen, dass sie in Suppenküchen etwas Warmes zu essen bekommen, Rentnerinnen und Rentner, die sich dafür bedanken, dass ihr schmales Einkommen immer schmal bleiben wird?

Das Beste wäre wohl der Weltuntergang. Dann stünden wir endlich alle - ohne Ausnahme - vor dem Nichts und Peter Hahne würde sich sogleich Gedanken machen über die „Gefahr der Rückkehr von Menschen, die Trümmer für etwas Schreckliches halten“.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Frage an Bertelsmann

14. Januar 2010

Gibt es ein Leben nach dem Mahnbescheid?

Diese Frage könnte ich auch an andere Unternehmen stellen - ich stelle sie hier aber nur an Bertelsmann: Gibt es auch noch ein Leben nach dem Mahnbescheid?

Vor vielen Monaten hat mich eine weibliche Stimme angerufen, sie bot mir monatlich einen Krimi an: "Wenn Sie den wieder zurückschicken, müssen Sie ihn natürlich auch nicht bezahlen."

Nach einiger Zeit stapelten sich die ungelesenen Bücher, also machte ich im November und Dezember 2009 von meinem Rückgaberecht Gebrauch. Damit war für mich die Sache erledigt - aber nicht für Bertelsmann.

Der Club verschickte Mahnungen, schaltete schließlich eine Anwaltskanzlei aus Gütersloh ein. Die ursprüngliche Forderung kletterte schnell von 51,11 auf 134,28 Euro. Sogar bei der Schufa zog der Anwalt Erkundigungen ein und berechnete dafür 1,30 Euro.

Kurz vor Weihnachten bekam ich Post vom Amtsgericht in Hagen: ein gerichtlicher Mahnbescheid. Ich widersprach umgehend, wies darauf hin, dass ich die Bücher, die ich bezahlen sollte, an Bertelsmann zurückgeschickt hatte.

Darauf reagierte der Club zwischen den Jahren mit einem Kontoauszug, darüber stand: "Vielen Dank für Ihre Mitteilung. Die Rücksendung ist bei uns eingetroffen - den Wert der Ware haben wir gutgeschrieben." Die Gutschrift betrug 111,05 Euro, blieb ein Rest von 19,51 Euro.

Wer nun der Meinung ist, dass man danach einen Inkassoanwalt wieder losgeworden ist, erlebt eine Enttäuschung, denn heute habe ich erneut Post aus Gütersloh bekommen. Der Anwalt von Bertelsmann hat mir ebenfalls einen Kontoauszug geschickt. Der Negativsaldo beträgt 134,28 Euro, den ich bis zum 22. Januar 2010 ausgleichen soll.

Gibt es inzwischen etwa Juristen, die Forderungen stellen, die laut Auskunft des Gläubigers gar nicht mehr existieren - nie existiert haben?

Dienstag, 12. Januar 2010

Schoko-Skandal

12. Januar 2010
Die Großen lässt man laufen

"Seit 1912 bürgt meine Familie mit ihrem Namen für die hohe Qualität unserer Schokolade. Jede Zutat wird mit Sorgfalt ausgesucht und jede Tafel mit Leidenschaft zubereitet", steht auf jeder Ritter-Sport-Schokolade. Wenn auch noch Wettleidenschaft dazu kommt, ist der Skandal perfekt. Dann muss die Staatsanwaltschaft von Hamburg einschreiten und dem kriminellen Treiben einen Schokoladen-Riegel vorschieben. So ein Wettbetrüger gehört hinter Schokoladen-Schloss und Schokoladen-Riegel. Einziges Problem: Dieser 66-Jährige genießt bereits die Vorzüge einer kostenlosen Unterkunft in Santa Fu mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot.


Was also tun? Keine Frage: Trotzdem anklagen wegen "unerlaubter Veranstaltung eines Glücksspiels". 40 Zeugen sollen deswegen demnächst vor dem Hamburger Amtsgericht mit ihren Handschellen spielen. Denn sie genießen die gleichen Vorzüge wie jener 66-Jährige, der auch hinter dicken Gefängnismauern Ritter-Sport-Schokolade mag und dieser habhaft geworden ist mit wöchentlichen Tippspielen rund um die Fußballbundesliga.

Pro Spieltag wurden laut Geständnis des 66-Jährigen 45 Tafeln Ritter-Sport-Schokolade eingesetzt, 41 bekam der Gewinner, zwei ein Komplize, eine der Verlierer und eine behielt der Veranstalter dieses nach Auffassung der Hamburger Staatsanwaltschaft unerlaubten Glücksspiels.

Ansonsten ist alles wie immer: Die Großen lässt man laufen. Eigentlich schuldig ist zweifellos die Ritter-Familie, die derart Leckeres produziert, dass Santa-Fu-Insassen zu kriminellem Wett-Tun verleitet werden. Also: Schnellstens Anklageschrift erweitern um die süßen Verführer aus Waldenbuch. Wo dieser Ort liegt, wird sich herausfinden lassen...

Kaskaden









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Donnerstag, 7. Januar 2010

Fummelei einstellen!

7. Januar 2010
Englische Forscher beenden Suche

Die sexuelle Revolution frisst ihre Kinder - enttäuscht verlassen wir den Scheideweg, krümmen nicht mehr den Zeigefinger bis zum Krampf und beenden das Zungenspiel. 60 Jahre lang haben wir Männer uns im Auftrag von Frauen auf die Suche gemacht - sie ist nun beendet. Beendet worden von Forschern aus Großbritannien, die 900 weibliche Zwillingspaare befragt haben. Die Antworten entpuppten sich als Irrtümer, sagen die Wissenschaftler.


Wie viele Fußballspiele haben wir Männer versäumt, weil wir endlich finden wollten, was bis dahin noch niemand entdeckt hatte. Wie oft haben wir uns bei Freunden erkundigt, ob sie bereits erfolgreich gewesen sind. Manche taten so, als ob. Sie haben uns belogen, in die Irre geleitet, Zweifel gesät an unserer Begabung als Liebhaber, die ihresgleichen suchen.

Die Nachricht scheint zu stimmen: Den G-Punkt gibt es nicht. Sonst hätten eineiige Zwillinge genaue Ortsangaben machen müssen. Bis zur Erfindung eines Navigators wäre es dann nicht mehr weit gewesen. Doch auch eineiige Zwillinge vermuteten den G-Punkt mal hier, dann wieder dort. Das Forschungsergebnis auf den Punkt gebracht: Wo wir Männer auch fummeln, wir fummeln vorbei.

Fummelt ihr nicht, behauptet zwar eine Kritikerin dieser Studie. Schließlich seien noch nicht alle Techniken erprobt worden, sagt sie. Nach all unseren Bemühungen sollen wir Männer immer noch nicht alles Fummelbare getan haben? Diese Kritikerin will uns doch nur in der Scheide herumführen, bis wir gar nicht mehr wissen wollen, ob unser Lieblingsverein gewonnen hat.

Mit uns nicht mehr! Suche ist eingestellt. Echte von unechten Freunden unterschieden. Begegnet uns noch einmal einer dieser G-Punkt-Angeber, wechseln wir die Straßenseite. Denen haben wir schon so viele schlaflose Nächte zu verdanken - es reicht! Wir glauben fortan nur noch den Forschern aus Großbritannien. Engländer verstehen zwar nichts von gutem Essen und wahrscheinlich auch nichts von gutem Sex. Aber eins muss man ihnen lassen: Die bemühen sich gar nicht erst. Ist manchmal besser so.

Sonntag, 3. Januar 2010

Tjaden vs Hahne

3. Januar 2009
Wie hoch sind diese moralischen Rösser?

Klar ist: Einer Frau sollte man eher einen Kuss stehlen als die Handtasche. Die moralischen Rösser des Kolumnisten Peter Hahne sind jedoch scheinbar so hoch, dass auch diese Art von Diebstahl von ihm noch streng geahndet werden würde, es sei denn, er ereignet sich im Hafen der Ehe mit päpstlichem Segen. Und mit der Zustimmung von Ingrid Schmidt. Wer das ist? Kriegen wir später.


Erst einmal kriegen wir Peter Hahnes heutige Gedanken „Über den Diebstahl als Regelfall und den Anstand als Ausnahme“. Die drehen sich um ein Interview von „Deutschlands oberster Arbeitsrichterin“. Die heißt - siehe oben - Ingrid Schmidt und fragt sich - wie der Kolumnist der „Bild am Sonntag“: „Wie kommt man eigentlich dazu, ungefragt Maultaschen mitzunehmen. Oder eine Klo-Rolle? Oder stapelweise Papier aus dem Büro?“ Das gehört sich doch nicht. Hat schon Peter Hahnes Großmutter gesagt. Und dieser Muster-Enkel hat sich immer daran gehalten?

Wer es glaubt, füttert nicht nur scheinbar hohe moralische Rösser, der wird auch Kolumnist der „Bild am Sonntag“? Oder „Deutschlands oberste Arbeitsrichterin“, die dieses Kompliment verdient: „Eine Richterin, die so klar denkt und redet wie Frau Schmidt, schafft beste Voraussetzungen dafür, dass das Volk die Urteile versteht, die in seinem Namen gefällt werden“?

Wie hoch die moralischen Rösser von Peter Hahne und Ingrid Schmidt tatsächlich sind, kann man vor jedem Arbeitsgericht in Deutschland erfahren. Fast jede Verhandlung endet mit der Bestätigung einer Kündigung. Als Trostpflaster gibt es eine Abfindung, die man als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter schon beim Gütetermin angeboten bekommt und spätestens bei der Hauptverhandlung akzeptieren muss. Niemand muss eine Klo-Rolle, einen Stapel Papier oder Maultaschen gestohlen haben, um festzustellen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor Arbeitsgerichten meistens nicht mehr sind als ohnmächtige Abnickerinnen und Abnicker richterlicher Entscheidungen.

Sogar Kündigungen, die mit den Gesetzen nicht in Einklang zu bringen sind, werden irgendwann wirksam gemacht. Beendet ein Chef ein Arbeitsverhältnis per SMS, bekommt sein Anwalt von einem Arbeitsrichter so lange Tipps, bis auch das durchgewinkt werden kann. Erfindet ein Chef Kündigungsgründe, werden diese Erfindungen als „Störung des Vertrauensverhältnisses“ gewertet. Schon ist der Job futsch. Kaum ein Arbeitsrichter gaukelt einem lügenden Boss vor, dass es in Deutschland Kündigungsschutz gibt. Denn: Beide wissen es anders.

Wenn sich Peter Hahne und Ingrid Schmidt schon entrüsten wollen, dann sollten sie sich darüber entrüsten. „Deutschlands oberste Arbeitsrichterin“ könnte sogar handeln. Aber dann müsste sie gegen einen Strom schwimmen, der immer reißender wird. Aber wer wechselt in einem reißenden Strom schon die Rösser? Und wer macht sich schon sonntags wirklich Gedanken? Peter Hahne nie.

Freitag, 1. Januar 2010

Gedenkfeier für KZ-Opfer

1. Januar 2010
Aufregung um Zeugen Jehovas

Für die Zeugen Jehovas steckt der Teufel manchmal sogar im Detail, deswegen feiern sie wegen des heidnischen Ursprungs Ostern und Weihnachten nicht, auch Geburtstagsfeiern lehnen sie ab und verweisen dabei auf die Bibel, in der zwei Feste dieser Art erwähnt werden, doch auf beiden habe ein dunkler Schatten gelegen, nicht einmal zuprosten dürfen sich die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft, Gedanken sollen sie sich ebenfalls machen, wenn sie von ihrem Chef Weihnachtsgeld bekommen, aber annehmen dürfen sie es, denn diese Zahlung erfolge unabhängig davon, ob man Weihnachten feiere oder nicht.


Wie sich jemand überhaupt in solch einem Dickicht von Bibelsprüchen und deren Auslegung zurechtfinden soll, ohne dabei stets in der Angst zu leben, irgend etwas übersehen zu haben, was den Gott der Zeugen Jehovas zornig macht, kann niemand beantworten - auch die Wachtturmgesellschaft nicht. Ambivalent ist das Verhältnis zum Staat. Zeugen Jehovas gehen nicht zur Wahl, lassen sich nicht wählen, akzeptieren jedoch die Entscheidungen der Regierung, halten jede Regierung für „Gottes Dienerin“, die man in seine Gebete einschließt - „und zwar zu dem Zweck, ´weiterhin ein stilles und ruhiges Leben führen (zu) können in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit´“ (zitiert aus „Bewahrt euch in Gottes Liebe“, 2008, Seite 213).

Dieses Ziel hat diese Glaubensgemeinschaft auch verfolgt, als Hitler an die Macht kam. Die Faschisten sprachen dennoch ein Verbot aus, warfen Zeugen Jehovas in die Gefängnisse, ermordeten sie in Konzentrationslagern. Der Gott der Zeugen Jehovas sah zu, weil diese Regierung ebenfalls „Gottes Dienerin“ gewesen ist? Bei dieser Frage zuckt man zusammen. Doch für diese Glaubensgemeinschaft wäre die logische Antwort: ja. Sie wird aber nirgendwo gegeben. Auch nicht am 27. Januar 2010?

An diesem Tag veranstaltet der Landtag des Landes Baden-Württemberg in Freiburg eine Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus. Auch ein Vertreter der Zeugen Jehovas ist dazu eingeladen worden. Er nahm die Einladung an, wird ein Grußwort sprechen.

Das sorgt für Aufregung, denn in diesem Bundesland kämpfen die Zeugen Jehovas noch um ihre Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechtes. Der FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke spricht deshalb von einer „unglücklichen“ Planung, Vertreter der CDU, der SPD und der Grünen wiegeln ab. Landtagspräsident Peter Straub (CDU) sagt: „Wir gedenken nicht der Religionsgemeinschaft, sondern der einzelnen verfolgten Menschen.“

Ehemalige und Kritiker der Zeugen Jehovas wollen sich trotzdem nicht beruhigen. Jemand plant eine Mahnwache, ein Enthüllungsjournalist versorgt die Grünen mit Informationsmaterial und weist darauf hin, dass diese Glaubensgemeinschaft sich bei Hitler angebiedert habe.

Das müssen sich aber auch andere vorwerfen lassen, die nach dem Zusammenbruch des Hitlerfaschismus in Sack und Asche gegangen sind wie die evangelische Kirche oder einfach wortlos weitermachten wie die Neuapostolische Kirche. Manchmal ist bei vielen der Glaube wohl nicht einmal stark genug für Widerstand gegen an die Macht gekommene Verbrecher.

Trotzdem sollen die Zeugen Jehovas nicht nur die von ihnen propagierte Sonderrolle spielen, sondern auch bei Gedenkfeiern eine bekommen? Zählt ein Ermordeter aus dieser Glaubensgemeinschaft weniger als jedes andere KZ-Opfer? Muss man wirklich auf vernageltes Sektendenken mit ebenfalls vernageltem Denken reagieren und das Leid dieser Menschen vergessen?

Der Vertreter der Zeugen Jehovas geht zu dieser Gedenkfeier. Er wird die Toten seiner Glaubensgemeinschaft ehren. Dabei stört man nicht.