Sonntag, 30. Mai 2010

Kein Laub dran

30. Mai 2010
Lena gewinnt in Oslo - Rauschen im Blätterwald

Lenas Sieg in Oslo sorgt für Rauschen im Blätterwald. Einige Bäume allerdings haben gar kein oder kaum Laub. Dazu gehört jenes Magazin, dass sich Sorgen macht um die Lockerheit der 19-Jährigen. Lena dürfe nun keinesfalls verkrampfen. Was derzeit allerdings nicht zu befürchten sei, weil die junge Hannoveranerin  nicht viel nachdenke. Und deshalb jederzeit als Redakteurin bei diesem Magazin anfangen könnte?

Dazu gehört auch jenes einzige Blatt, das mit Lena als "Girlie" durch den Nachrichtenwind ist. Wie weiland bei Heike Makatsch, die schon in ihren ersten Filmen das Kinopublikum verzaubert hat und deshalb irgendwie genannt werden musste. Offenbar sind bei vielen Zeitungen immer noch zu viele Redakteurlies beschäftigt.

Drittens dazugezählt werden muss jenes Druckerzeugnis, das den Blätterwald mit der Frage aufforsten will, warum uns plötzlich so viele mögen. Bislang bin ich davon ausgegangen, dass in Oslo Lena auf der Bühne stand und mit ihrer erfrischenden Art den Sieg davontrug. Und zwar nach Hannover in den Stadtteil Misburg.

Montag, 24. Mai 2010

Wahre Werbung

24. Mai 2010
Vor einem Jahr noch unbeschwert

Vor einem Jahr: Unbeschwert schlendere ich mit meinem Hund durch die Gegend, schreibe Artikel, veröffentliche Bücher, habe zwar bei Anrufen schon einmal den Namen "Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch" gehört, aber was in dieser Einrichtung geschieht, ist mir weitgehend unbekannt.

Heute: Das ist leider nicht so geblieben. In knapp zwölf Monaten habe ich derart Ungeheuerliches erlebt und erfahren, dass mir manchmal die Spucke wegbleibt. Ich weiß nun: Geleitet wird die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch von einem Honorarprofessor der Evangelischen Hochschule für soziale Arbeit zu Dresden, der nicht nur allen Ernstes behauptet, er wende seit 2002 erfolgreich die Energiefeldtherapiemethode an, er wirbt auch noch mit familienorientierter Drogentherapie.

Geht eine ehemalige Drogenkonsumentin mit ihren Kindern dieser Werbung auf den Leim und klebt schließlich fest in einem System, das alles ist, nur meistens nicht hilfreich, beginnt ein schmerzlicher Loslösungsprozess. Führt der aus der Einrichtung, beginnt noch lange nicht ein wieder normaler Alltag. Manchmal sind noch die Kinder in der Einrichtung, weil Jugendämter und Gerichte in einen Papierkrieg verwickelt werden.

Dabei verwendet der Honorarprofessor scharfe Munition gegen Menschen, denen er angeblich helfen wollte. Lügen, Unterstellungen und Halbwahrheiten werden zu Granaten. Schießt jemand zurück, wird behauptet: Die hat ihre Kinder schwerst misshandelt, die belästigt Kinder, die noch in der Einrichtung sind, die hat versucht, ein Kind aus der Einrichtung zu entführen, die hat dem Leiter der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch SMS mit Beleidigungen geschickt, die will ihre Familie ausrotten...Manchmal schickt der Honorarprofessor Ehemaligen auch die Polizei auf den Hals. Nicht nur einmal ist die wieder umgekehrt, weil sie feststellte, dass sie falsch informiert worden war.

Sogar Staatsanwälte hat der Leiter der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch eingeschaltet. Zweimal sogar mit Erfolg, andere Ermittlungsverfahren gegen Ehemalige wurden wieder eingestellt.

Verbraucherschützer fordern schon lange Werbung ohne Täuschungsmanöver. Könnte man die für die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch durchsetzen - wer würde dann dort noch auf eine hilfreiche Therapie hoffen?

Sonntag, 16. Mai 2010

Geschnatter

16. Mai 2010
Steuern senken ist gut - Steuern erhöhen ist besser?

Wird die Tiger-Enten-Koalition nicht einmal mehr vom Wachstumsbeschleunigungsgesetz ernstgenommen? Oder was ist das jetzt wieder für ein Geschnatter in Berlin angesichts der Griechenland-Hilfe? Die wird doch angeblich auch (noch) nicht aus Steuermitteln bezahlt. Warum dann also die Diskussion über Steuererhöhungen?

Vor der Bundestagswahl ist die Rechnung von Angela Merkel noch ganz einfach gewesen: Steuern werden gesenkt, Wirtschaft kommt in Schwung, Schwung in der Wirtschaft spült Geld in die öffentlichen Kassen. Für die FDP sollte der Geldstrom etwas breiter sein als für die CDU. Entfacht wurde ein Streit. Der gehörte zum Wahlkampf.

CDU, CSU und FDP bekamen so viele Stimmen, dass sie die Bundesregierung stellen konnten, die stellte sogleich die schwungvolle Wirtschaft auf solide Füße. Per Wachstumsbeschleunigungsgesetz. Die Konjunktur musste nur noch den Text lesen - steil aufwärts wäre es gegangen.

Dann kamen die Spekulanten. Machten vieles wieder kaputt. Machte aber nichts, erklärte Angela Merkel. Nach der Krise würde es allen besser gehen denn je, versicherte sie. Schließlich wollte sie die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gewinnen. Die ollen Griechen jedoch hatten sich den Wahltermin nicht notiert. Meldeten Bankrott an, bevor an Rhein und Ruhr die Tiger-Enten-Koalition bestätigt wurde.

Das missfiel der Kanzlerin im Februar 2010 noch. Griechenland helfen wollte sie nicht. Musste sie dann aber doch. Europa ist manchmal stur. Also fügte sich die Bundeskanzlerin in ihr Schicksal, das mit dem Bundeshaushalt angeblich nichts zu tun hatte - und quittierte sogar noch eine krachende Niederlage von CDU und FDP an Rhein und Ruhr. Ohne jedes Aufbäumen gegen einen Regierungswechsel.

Der alte Ministerpräsident fiel kaum noch auf, dafür fielen den ersten Berliner Koalitionären Steuererhöhungen ein. Dafür mussten erst die geplanten Steuersenkungen gestoppt werden. Schaffte Angela Merkel mit einem Federstrich durch den Koalitionsvertrag.

Das fiel auch den Städten und Gemeinden auf. Die sind seit Jahren klamm und hätten per Wachstumsbeschleunigungsgesetz finanziell noch schlechter ausgesehen. Nun aber ist Schluss mit Gewerbesteuer-Experimenten. Wenn Berlin Steuern erhöhen will, dürfen die Einnahmequellen der Kommunen nicht weiter versiegen, sagen Stadtmütter und Stadtväter. Das wäre irgendwie unsportlich.

Es darf also munter weiter geschnattert werden.