6. November 2009
Wenn mein Hund auf den Menschen käme...
An einer Ampel: Nachrichtenfetzen fliegen aus einem offenen Autofenster an mein Ohr. „…wird die Verständigung erschweren…“ „…droht mit…“ „…äußert sein Unverständnis…“ Mein Hund wartet mit einem Stock in der Schnauze auf Grün. Wedelt mit dem Schwanz. Was wäre, denke ich, wenn „Mike“ auf den Menschen käme, wie ich auf den Hund gekommen bin?
Dann könnte dies geschehen: Mit der Pudeldame von nebenan bricht „Mike“ die Beziehung wegen mit Schokolade angereicherter Kaustäbe ab. Beim ersten Gassi gehen verdirbt er sich den Tag per Neiddiskussion mit einem größeren Hund, den alle auch noch schöner finden. Vor dem Fressen liest er das Etikett auf der Dose und lässt sie in den Müll wandern.
Dann liest er die „Bell“, die in großen Lettern verkündet: „Faule Doggen Partei stellt den Außenbeller!“ Anschließend löst er das Kreuzworträtsel, mit „Katzenhaar“ könnte er einen Nachmittag in einem Schönheitssalon gewinnen. Viel Zeit verbringt er mit dem Sportteil und erfährt, dass seine Lieblings-Pudelmannschaft demnächst von einem Bullterrier trainiert werden soll. „Bell“-Schlagzeile: „Denen werde ich Beine machen!“
Nachmittags geht er in die Videothek und besorgt sich den neuesten Sexfilm „Dir ziehe ich das Fell über die Ohren“, entscheidet sich abends aber für die Talkshow von Klaus Laufwegmann. Thema: „Sind Dackel die besseren Schäferhunde?“ mit einem Boxer als Experten und Buchautor, der sein jüngstes Werk bei jeder Gelegenheit vor die Kamera schiebt. Das heißt „Sabbern ist schöner als labern.“ Klaus Laufwegmann wendet sich pikiert an die anderen Talkshow-Gäste und ignoriert fortan den Experten und Buchautor.
Darüber regt sich am nächsten Tag die „Bell“ auf, denn dieser Boxer ist täglich Kolumnist auf Seite 2. Die Ampel springt auf Grün. „Mike will weiter.“ Aus dem offenen Autofenster segelt mir noch dieser Satz ans Ohr: „Es bleibt sonnig.“
Immerhin…
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