7. Februar 2011
Sex gibt es auch ohne Trauschein
Auch in katholischen Nachrichten wird gelegentlich ziemlich übertrieben. So zum Beispiel: "Der Zölibat ist eine Provokation. In einer Welt, die nicht mehr recht an ein Leben nach dem Tod glaubt, ist diese Lebensform der ständige Protest gegen die allgemeine Oberflächlichkeit."
Mir ist es schnurzpiepegal, ob katholische Priester heiraten dürfen oder nicht. Denn heutzutage haben auch Nichtverheiratete Sex. Bei katholischen Priestern darf das nur nicht herauskommen. Ratsam ist: heucheln. Können nur nicht alle.
"Der Zölibat ist die ständige gelebte Botschaft, dass das Diesseits mit seinen Freuden und Leiden nicht alles ist. Es gibt Menschen, die so etwas wütend macht", heißt es weiter in diesem Text, der von Satz zu Satz unverständlicher wird. Das Jenseits macht Menschen wütend? Oder sind derzeit viele Katholiken wütend, weil Kinder im Diesseits missbraucht worden sind? Die sollen sich bloß nicht so anstellen, weil im Jenseits so was nicht angestellt wird?
"Denn da wird das eigene Lebenskonzept massiv in Frage gestellt. Nicht bloß durch einen Text oder ein dahingeworfenes Gespräch, sondern durch eine unübersehbare Lebensentscheidung. Der Zölibat ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis" - ist wie Pfeifen in jenem dunklen Wald, in dem auch Frauen leben und mit Äpfeln locken.
"Zweifellos, wenn mit dem Tod alles aus wäre, dann wäre der Zölibat eine Idiotie. Warum auf die intime Liebe einer Frau verzichten, warum auf die anrührende Begegnung mit den eigenen Kindern, warum auf beglückend gelebte Sexualität?" klingt irgendwie nach Sehnsucht, die nie so ganz verdrängt werden kann.
"Warum soll man sich selbst der körperlichen Fruchtbarkeit in diesem Leben berauben?" ist eine Frage, die ich nun wirklich nicht beantworten kann. Müssten nicht nur katholische Geistliche, sondern alle Katholiken auf Sex verzichten, würde bald auch niemand mehr eine solche Frage stellen.
"Nur wenn das irdische Leben ein Fragment ist, das in der Ewigkeit seine Vollendung finden soll, dann kann diese Lebensform ein helles Licht auf dieses noch ausstehende Leben werfen, dann kündet sie laut von einem Leben in Fülle, das die Sehnsucht der Menschen aller Zeiten erahnt hat, dessen Wirklichkeit aber erst durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus und besonders seinen Tod und seine wunderbare Auferstehung allen Menschen offenbar geworden ist", würde möglicherweise nicht einmal Jesus unterschreiben, denn der ist dafür gewesen, dass die Kinder zu ihm kommen. Kein Licht kann heller sein als Kinderlachen.
"Für unsere Gesellschaft wirkt der Zölibat geradezu wie ein ´Stachel im Fleisch´, der immer wieder gelegen oder ungelegen daran erinnert, dass die aufdringlichen Sorgen und Probleme des irdischen Lebens nicht alles sind", schafft sich die katholische Kirche ein Problem, auf das sie aus den eigenen Reihen immer wieder aufmerksam gemacht wird. Weil ein "Stachel im Fleisch" irgendwann entfernt werden muss. Ob nun dringlich oder aufdringlich schmerzhafter ist, sei dahingestellt.
Und wenn dann katholische Geistliche heiraten dürfen, wissen wir, dass es das Jenseits nicht gibt?
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