Montag, 30. November 2009

Liberale Bildungspolitik

30. November 2009

Die FDP weiß, was Eltern wollen sollen

Das Schlimme ist: Auch die FDP hat einen Willen. Der kollidiert bereits in den ersten Koalitionswochen immer häufiger mit dem, was CDU und CSU wollen. Jetzt betreten die Liberalen zumindest in Niedersachsen auch noch programmatisches Neuland: die Bildungspolitik. Schon gibt es die nächste Kollision. Dieses Mal mit dem, was Eltern wollen. Als Liberaler fackelt man da nicht lange. Es brennt. So gezündelt bei einem Sonderparteitag der niedersächsischen FDP in Wilhelmshaven.

Die Liberalen wollen den Elternwillen einschränken, ausnahmsweise nicht privatisieren. An Schulen sollen Aufnahmeprüfungen möglich sein, bekommt ein Kind von einer Schule eine Empfehlung für den weiteren Werdegang, ist daran nicht mehr zu rütteln.

Nun heißt es für die FDP - konsequent bleiben, noch mehr von der DDR lernen. Auch im liberalen entweder Gymnasium- oder Realschul- oder Hauptschul-Staat sollte gelten (sonst wird das nichts): Nach der Geburt beginnt die Erziehung im Westerwellerschen Sinne. Alles in der Bildungspolitik fängt scheinbar mit frei an und hört mit frei auf.

Die Eltern werden nach einer Schonfrist (die Kleinen müssen schließlich gestillt werden) von der Betreuung ihres Nachwuchses frei gestellt, Kindergärten und Schulen steht es frei, welches Kind sie fördern und welches nicht.

Der Realschullehrer-Verband hat die FDP nach dem Sonderparteitag gelobt. Jetzt wissen wir, welche Partei Realschullehrer wählen. Das ist ein Grund mehr für Schulen, an denen Kinder so lange wie möglich gemeinsam unterrichtet werden.

Sonntag, 29. November 2009

Kristina Köhler "goldig"?

29. November 2009
Ausländerhetze: Neue Bundesfamilienministerin mischt mit

Weiblich, ledig, jung - und aus Hessen: Kristina Köhler ist Bundesfamilienministerin. Die Geschichte kennen wir bereits: Schon als 12-Jährige wollte sie Mitglied der Jungen Union (JU) werden, war aber erst mit 14 möglich, deshalb wartete sie zwei Jahre, bis sie zum ersten Mal bei einem JU-Treffen auftauchte. Nach Ende der Veranstaltung überraschte sie den heutigen CDU-Fraktionschef Bernd Lorenz mit der Bitte, die Namen aller Bundesminister aufsagen zu dürfen. Die habe sie auswendig gelernt. „Das findet Lorenz bis heute ´goldig´“, steht in der „Bild am Sonntag“. Die titelt am ersten Advent: „Die Generation Facebook kommt an die Macht - Hoppla, ich bin Ministerin“.


Klingt irgendwie gut. „Sie ist evangelisch, aufgeklärt konservativ und ledig. Kristina Köhler ist die CDU-Antwort auf Philipp Rösler - nur noch jünger“, heißt es auf den Internetseiten der „Zeit“. Auch das klingt nicht schlecht. Wenn da nur nicht diese „Panorama“-Sendung vom 25. Januar 2008 wäre.

Diese Geschichte sollten wir nicht vergessen: „Bild“ stürzt sich in den hessischen Wahlkampf, veröffentlicht am 28. Dezember 2007 ein Interview mit Roland Koch, der behauptet: „Wir haben zu viele kriminelle Ausländer“. Bis zum Wahltag widmet sich dieses Boulevardblatt dem Thema auf geradezu Ekel erregende Weise. Jede Warnung wird in den Wind geschlagen.

„Panorama“ heftet sich an die Fersen des CDU-Kandidaten, besucht Wahlkampfveranstaltungen, bei denen die Behauptung aufgestellt wird, „Scheiß-Deutscher“ sei immer häufiger das Motto bei Gewalt von Ausländern, „das Vaterland“ werde unterwandert, eine Koch-Sympathisantin plädiert für „Arbeitslager“.

Dann kommt Kristina Köhler zu Wort. Sie spricht von „deutschfeindlicher Gewalt“, die immer mehr zunehme. Als Kronzeugen ruft sie Professor Christian Pfeiffer auf. Der widerspricht energisch, spricht von „Missbrauch“ der Thesen seines Institutes. Auch ein Richter und ein Staatsanwalt gehen auf Distanz. Für die Behauptungen von Kristina Köhler gebe es keine Belege.

Die neue Bundesfamilienministerin gehört zur Internet-Generation, das Internet hat ein gutes Gedächtnis. Möglich, dass die 32-Jährige das bedauert, denn die Rolle, die sie im hessischen Wahlkampf gespielt hat, beweist: „Goldig“ ist sie nicht immer…

Der "Panorama"-Beitrag

Freitag, 27. November 2009

Heuchelei

27. November 2009
Katholische Kirche: Verbrechen vertuscht

In Dublin sind mehrere 100 Kinder von katholischen Priestern sexuell missbraucht worden. Steht in einem Regierungsbericht, den der Justizminister mit einem „wachsenden Gefühl des Ekels und der Wut“ gelesen hat. Und was machen vier ehemalige Erzbischöfe? Sie vertuschen diese Verbrechen zumindest bis in die 1990er-Jahre. Der Ruf der katholischen Kirche ist ihnen wichtiger als das Leid der Kinder.


Drei Jahre haben die Recherchen gedauert. Untersucht wurden die Beschwerden von mehr als 320 Kindern zwischen 1975 und 2004. Ein katholischer Priester verging sich an mehr als 100 Schutzbefohlenen, ein anderer reihte 25 Jahre lang alle 14 Tage ein Verbrechen an das andere. Die Erzbischöfe schwiegen, wollten einen Skandal vermeiden. Den haben sie nun.

Auch in Deutschland sind Kinder in katholischen Heimen missbraucht, verprügelt und erniedrigt worden. Damit beschäftigt sich derzeit ein Runder Tisch des Deutschen Bundestages. Ob diese ehemaligen Heimkinder eine Entschädigung bekommen, ist fraglich. Wenn es um Geld geht, hat auch die katholische Kirche meistens zugenähte Taschen. Geschundene Seelen kann sie nicht wieder heil machen.

Und plötzlich wird wieder ein Buch aktuell, das ein katholischer Priester 1988 geschrieben hat. Titel: „Für einen gefallenen Engel beten sie nicht“. Dieser Priester hat nicht etwa Kinder missbraucht, er verliebte sich. In schlichten Worten schildert Alfons Kraus, wie er in die katholische Hierarchie-Mühle gerät. Ein Bischof erweist sich als „schlechter Vater“, der Priester soll sich von der Frau trennen, dann könne er im Amt bleiben. Probleme vertuschen, ist auch in diesem Fall das Motto. Dahinter steckt noch mehr: Die katholische Kirche verliert an Einfluss, da will sie nicht auch noch öffentlich werden lassen, dass es an vielen Stellen brennt. Denn solche Geschichten dürften auch heute noch geschrieben werden. Sie werden aber nicht erzählt.

Entsetzt stellen dieser Priester und die Frau, die er inzwischen geheiratet hat, eines Tages fest, dass sie niemals so mutig gewesen wären, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt. Im Vatikan behauptet man derweil unverdrossen weiter, der Papst vertrete eine christliche Kirche, die evangelische sei lediglich eine Religionsgemeinschaft. Über die Sorgen, die dieser Mann eigentlich haben müsste, spricht er öffentlich offenbar nicht so gern.

Wenn aber schon ein katholischer Priester, der eine Frau liebt, in die Heuchelei getrieben und zum Schweigen verdonnert werden soll, muss man sich nicht darüber wundern, dass noch viel mehr unter den Teppich gekehrt wird. Ein Glaube ohne Taten, hat Jesus gesagt, sei tot. Die katholische Kirche vielleicht sogar mause…

Mittwoch, 25. November 2009

Straftat in NordWestBahn?

25. November 2009
Teure Zugfahrt mit einem kleinen Hund

„Dafür werden sich heute noch die NordWestBahn und das Inkassobüro aus Osnabrück entschuldigen oder ich stelle Strafantrag wegen falscher Anschuldigung“, ist ein Wilhelmshavener wütend. Vorgeworfen wird dem 46-Jährigen eine „strafbare Handlung“. Zahlen soll er für eine nicht gelöste Hundefahrkarte 102,78 Euro. Für größere Vierbeiner kostet die Fahrt nach Oldenburg 5,15 Euro.


Herbert Schneider (Name geändert) ist vor fast drei Jahren auf den Hund gekommen. Vor der ersten Zugfahrt in den Süden von Niedersachsen löste er im Servicecenter eine Fahrkarte für sich, eine für den kleinen Terrier. Für die Hinfahrt. Nach ein paar schönen Tagen wollte der 46-Jährige die Fahrkarten für die Heimreise kaufen, im dortigen Servicecenter bekam er die Auskunft: „Für Ihren Hund müssen Sie nicht zahlen. Der passt in eine Reisetasche.“ Das war im März 2007.

Die NordWestBahn bringt Fahrgäste aus Wilhelmshaven nach Oldenburg, dort steigen sie in Züge der Bahn AG um. Gültig sind die Beförderungsbestimmungen der Deutschen Bahn. An die wendet sich Herbert Schneider nach seiner Rückkehr und bekommt die Fahrkosten für seinen Hund erstattet.

So machen die weiteren Zugfahrten Spaß, unzählige Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter finden den kleinen Terrier niedlich, niemand will eine Fahrkarte für ihn sehen. Eine Zugfahrt Anfang September nach Oldenburg wird zwar ein wenig getrübt, weil der 46-Jährige seinen Hund auf den Schoß nehmen soll, da er sonst zur Kasse gebeten werde, aber kostenlos ist die Reise für den kleinen Terrier immer noch.

Das ändert sich zwei Wochen später. Ein Zugbegleiter verlangt eine Fahrkarte für den Hund und staucht Herbert Schneider zusammen. Dann tippt er vor sich hin, ausgespuckt wird ein Beleg für ein erhöhtes Beförderungsentgelt, das für die Strecke zwischen Wilhelmshaven und Varel 46,90 Euro beträgt. Die restlichen Bahnkilometer sind für den kleinen Terrier kostenlos? fragt sich der 46-Jährige, steigt in Oldenburg um und fährt mit dem Zug durch mehrere Bundesländer. Die Zugbegleiter wechseln auf der Hinfahrt, auch bei der Rückreise ist das so. Wieder findet das Personal den Hund niedlich, kostenpflichtig wird er aber nicht. Auch nicht in der NordWestBahn zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven.

Das interessiert den Vertriebsleiter dieses Unternehmens aber nicht. Er schreibt am 10. November 2009: „Sie schreiben, dass Sie in der Vergangenheit keine Fahrkarte für Ihren Hund lösen mussten und bei Kontrollen nicht darauf hingewiesen wurden. Wir können uns nur zu der durch unseren Mitarbeiter erfolgten Kontrolle äußern, bei der berechtigt die fehlende Fahrkarte beanstandet wurde.“

Sofort hakt Herbert Schneider nach und will von der NordWestBahn wissen, ob sich der Zugbegleiter nicht mit dem Beförderungsentgelt für einen größeren Hund hätte begnügen können. 5,15 Euro hätte der 46-Jährige noch verschmerzt.

Die NordWestBahn jedoch antwortet nicht, sie schaltet am 24. November 2009 ein Inkassobüro aus Osnabrück ein. Die so genannte „Restforderung“ beträgt inzwischen 102,78 Euro, Begründung: „Wir sind von der NordWestBahn GmbH mit dem Forderungseinzug aus strafbarer Handlung beauftragt.“ Diese Formulierung stuft der 46-Jährige als Verleumdung ein, die Gesamtsumme setzt sich so zusammen: 46,90 Euro Beförderungsentgelt Strecke Wilhelmshaven-Varel, 0,08 Euro Verzugszinsen, sonstige Nebenforderungen der NordWestBahn 15,00 Euro, Kontoführungsgebühren 1,80 Euro, Kosten für Verzugsschaden 39,00 Euro.

Dazu Herbert Schneider: „Wie die Sache auch ausgeht, mit der NordWestBahn fahre ich nie wieder!“ Bis Oldenburg nimmt er seither sein Auto und steigt dort in den Zug. Denn: Auch Mitte Oktober hat er hin und zurück über 1000 Zugkilometer zurückgelegt. Kostenpflichtig für den Wilhelmshavener, kostenlos für den kleinen Terrier…

Dienstag, 24. November 2009

Gefährliches Internet

24. November 2009
Frank Schirrmacher hat Recht!

Das Internet schlägt aufs Gehirn, der Rest wird von der „Machtmaschine“ google so lange verarbeitet, bis niemand mehr weiß, was alle anderen wissen, die aber auch nicht wissen, was man über sie weiß. Behauptet Frank Schirrmacher in Talkshows. Dort ist der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu Gast, weil er das Buch „Payback“ geschrieben hat. Sollen wir es ihm zurück zahlen und behaupten, dass hinter seiner Zeitung nicht immer ein kluger Kopf steckt?


Machen wir nicht. Denn: Der Mann hat Recht! Sonst würde er auch keine rechte Zeitung herausgeben, die Althergebrachtes für gut und Neues für gefährlich hält. Wie gefährlich das Internet sein kann, weiß ich aus eigener Erfahrung seit mein Neffe unter meinem Schreibtisch mit meinem Hund gespielt hat. Diese Balgerei endete erst, als dem Kleinen mein Rechner auf den Kopf gefallen war. Danach stand für mich fest: Das Internet schlägt aufs Gehirn.

Recht hatten übrigens vor Jahrhunderten auch jene Warner in der Medienwüste, die sich wegen der Gefährlichkeit des Buches Sorgen machten. Wer in einer Ecke sitze und lese - schrieben sie und auch damals hörte kaum jemand hin -, werde mit Einsamkeit bestraft. Er versinke gleichermaßen in der Lektüre und verliere so den Kontakt zu seinen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen. Gut sei ein Buch nur für eines: Man könne damit einen wackeligen Tisch stabilisieren.

Mit Computern ähnlich zu verfahren, schlägt Frank Schirrmacher allerdings nicht vor. Das soll jetzt aber keine Kritik sein. Denn Recht hatten auch die Kirchen, als sie wegen Rock´n´Roll und später wegen rückwärts gespielter Platten Alarm schlugen. Der Teufel lauerte - wie wir inzwischen alle wissen - bei jedem Auftritt der Stones hinter dem Schlagzeuger und in verschlüsselten Botschaften.

Da uns all dies mittlerweile bekannt ist, müssen wir auch Frank Schirrmacher loben, der uns wie seine Vorwarner immer wieder klar macht: Wirklich schön ist es nur gewesen, als wir noch in Höhlen lebten und dachten, die Erde sei das Zentrum der Welt. Galileo Galilei soll 1633 zwar gesagt haben „Und die Erde, sie bewegt sich doch“ - aber seit „Payback“ wissen wir: Das muss nicht so bleiben…

Donnerstag, 19. November 2009

Scientology Church

19. November 2009
Ein Freund - ein guter Freund...


„Bilden sie lediglich eine Religionsgemeinschaft? Oder doch eine finstere, gemeingefährliche Psychosekte, die man verbieten muss? Die Hamburger Scientology-Expertin Ursula Caberta hat jetzt ihr neues Buch über die Sekte vorgelegt“, hat der „Stern“ am 7. August 2007 ein weiteres, in diesem Falle 200-seitiges Werk über den von L. Ron Hubbard gegründeten Psychoverein vorgestellt.

Für den Wilhelmshavener Redakteur und Schriftsteller Heinz-Peter Tjaden dagegen bilden die Scientologen weder eine gemeingefährliche Psychosekte noch eine Religionsgemeinschaft, der 60-Jährige zählt sie einfach nur zu seinen Freunden.

So heißt denn sein Buch auch „Meine Freunde, die Scientologen“. Schon als Artikelserie haben Tjadens Erkenntnisse für Wirbel gesorgt. Lobend hob der Redakteur und Schriftsteller hervor, dass die Lehre des amerikanischen Science-fiction-Autors L. Ron Hubbard sinnliche und intellektuelle Flügel verleihe, er würdigte die Bescheidenheit des Psychovereins, der sich mit vielen Erfolgen gar nicht brüste, sondern sie Vereinen zuschreibe, die nicht öffentlich damit werben, dass sie dazu gehören, auch den Wirbel um Asbest auf einem dianetischen Luxusliner erklärte der Wilhelmshavener zu Humbug, denn bekanntermaßen habe sich der Gründungsvater mit seiner Methode von Blindheit und Siechtum befreit, wer diese also derart erfolgreiche Lehre intus habe, müsse sich doch niemals aus dem Asbeststaub machen.

Als die Artikelserie die siebte Folge erreicht hatte, meldete sich auch Tjadens Freundin, die deutsche Scientology-Sprecherin Sabine Weber, begeistert zu Wort, sie schrieb: „Sehr geehrter Herr Tjaden, seit Monaten beobachte ich, dass Sie ebenso unablässig wie unqualifiziert irgendwelche Beiträge über meine Religionsgemeinschaft ins Netz stellen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in diesem Sektor nahezu jedermann zum selbsternannten ´Experten´ mutiert, gleichgültig wie oberflächlich er sich mit dem Thema Scientology befasst hat. Sie haben diversen Unrat aus dem Internet zusammengetragen. Sie haben etwas Sekundär-Literatur studiert.“

Etwas mehr hatte Heinz-Peter Tjaden schon getan, bevor er sein Buch veröffentlichte, wohl deswegen bekam er abschließend von Sabine Wagner eine Einladung: „Wenn jemand etwas über Scientology wissen möchte, sollte er eine unserer Kirchen besuchen oder ein Buch lesen - und zwar eines von L. Ron Hubbard. Informationen aus erster Hand sind sehr empfehlenswert und ein Training der eigenen Beobachtungsgabe ebenfalls.“

Da Tjadens Lieblingsdetektiv Columbo ist, hält der 60-Jährige viel von Beobachtungsgabe und besucht seither seine Freunde, die Scientologen, beinahe täglich. Auch jedes Werk von L. Ron Hubbard verschlingt er geradezu. Das aber sollte niemand mit Tjadens Buch tun. Finger weg von „Meine Freunde, die Scientologen".
Außerdem ist dieses Buch viel zu teuer. Es kostet unverschämte 7,31 Euro…

Dieses Buch gehört aber eigentlich in jede Gefängnisbibliothek. Dort sind Tjadens Freunde jetzt auch, regt sich eine Sekten-Infostelle darüber auf, dass Scientology Häftlinge missioniert. Wie sinnlos diese Aufregung ist, wird jedem bewusst, der weiß, was L. Ron Hubbard gebaut hat: eine Brücke zur absoluten Freiheit. Wer könnte die besser brauchen als ein Gefängnisinsasse. Na also!

Zum Lesegenuss

Sonntag, 15. November 2009

Geschäftsschädigung

15. November 2009
Klickomania bei Amazon

Bei Amazon ist die Klickomania ausgebrochen. Unter dieser Internet-Krankheit leidet eine Handvoll geradezu Hellsichtiger, die eine Rezension schon vor dem Lesen bewerten kann. Zack, wird ein Negativ-Urteil gefällt, rumms, wird der Name gewechselt, zack ist der nächste Verriss da. Die Antworten sind vorgegeben - das erleichtert die Klick-Sache.


Bei Amazon bekommt man fast alles, was das Käufer-Herz begehrt. Doch wollen Käuferinnen und Käufer das auch: Sie stehen im Klick-Hagel, wenn sie die Beiträge einer gewissen Autorin lesen und feststellen müssen, dass angeblich Dutzende vermeintlich Gleichsuchender schneller „nicht nützlich“ entscheiden können als man „Was soll das?“ fragen kann.

Äußert sich jemand zu den Rezensionen dieser Autorin wohlwollend, bekommt er ebenfalls seinen Klicksalat. Denn: Bei Amazon kann man sinnigerweise auch Reaktionen auf Rezensionen bewerten.

„Das ist ja doppelt“ hätte meine Großmutter gesagt, aber der wäre es auch nie eingefallen, für Kaufentscheidungen wichtige Hilfestellungen der Lächerlichkeit preis zu geben. Genau das tut diese Handvoll Klickomaniker - und schädigt auf diese Weise ganz nebenbei auch noch Amazon, denn wer kann schon sagen, wie viele Interessierte nicht weiter lesen oder weiter stöbern, weil ihnen das, was ihnen am Rande geboten wird, auf die Nerven geht?

Ein guter Amazon-Anwalt wüsste darauf möglicherweise eine Antwort...

Freitag, 6. November 2009

An einer Ampel

6. November 2009
Wenn mein Hund auf den Menschen käme...

An einer Ampel: Nachrichtenfetzen fliegen aus einem offenen Autofenster an mein Ohr. „…wird die Verständigung erschweren…“ „…droht mit…“ „…äußert sein Unverständnis…“ Mein Hund wartet mit einem Stock in der Schnauze auf Grün. Wedelt mit dem Schwanz. Was wäre, denke ich, wenn „Mike“ auf den Menschen käme, wie ich auf den Hund gekommen bin?

Dann könnte dies geschehen: Mit der Pudeldame von nebenan bricht „Mike“ die Beziehung wegen mit Schokolade angereicherter Kaustäbe ab. Beim ersten Gassi gehen verdirbt er sich den Tag per Neiddiskussion mit einem größeren Hund, den alle auch noch schöner finden. Vor dem Fressen liest er das Etikett auf der Dose und lässt sie in den Müll wandern.

Dann liest er die „Bell“, die in großen Lettern verkündet: „Faule Doggen Partei stellt den Außenbeller!“ Anschließend löst er das Kreuzworträtsel, mit „Katzenhaar“ könnte er einen Nachmittag in einem Schönheitssalon gewinnen. Viel Zeit verbringt er mit dem Sportteil und erfährt, dass seine Lieblings-Pudelmannschaft demnächst von einem Bullterrier trainiert werden soll. „Bell“-Schlagzeile: „Denen werde ich Beine machen!“

Nachmittags geht er in die Videothek und besorgt sich den neuesten Sexfilm „Dir ziehe ich das Fell über die Ohren“, entscheidet sich abends aber für die Talkshow von Klaus Laufwegmann. Thema: „Sind Dackel die besseren Schäferhunde?“ mit einem Boxer als Experten und Buchautor, der sein jüngstes Werk bei jeder Gelegenheit vor die Kamera schiebt. Das heißt „Sabbern ist schöner als labern.“ Klaus Laufwegmann wendet sich pikiert an die anderen Talkshow-Gäste und ignoriert fortan den Experten und Buchautor.

Darüber regt sich am nächsten Tag die „Bell“ auf, denn dieser Boxer ist täglich Kolumnist auf Seite 2. Die Ampel springt auf Grün. „Mike will weiter.“ Aus dem offenen Autofenster segelt mir noch dieser Satz ans Ohr: „Es bleibt sonnig.“

Immerhin…

Mittwoch, 4. November 2009

Vorwärts mit Grönemeyer

4. November 2009
Deine Liebe klebt/Deshalb: neuer Partner

Also lautete der Beschluss, dass auf die Seiten eine Umfrage muss. Gründe: Der Anwalt der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch kündigte in Schreiben an blogbetreiber eine „juristische Klärung“ an und verlangte bis dahin die Löschung meiner Beiträge. Damit war er erfolgreich.

Einmal drohte dieser Anwalt sogar mit einer Einstweiligen Verfügung. Die hätte er gegen mein blog schon vor fünf Monaten erwirken können. Tat er nicht. Jetzt ist ein solcher Schritt noch schwerer geworden, denn seit die Umfrage läuft, heißt es in der Einrichtung: „Die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch bewegt sich.“ Möglicherweise jeden Vormittag und am frühen Abend von Internetcafé zu Internetcafé. Indiz: Dann gibt es positive Stimmen für die Einrichtung. 95 sind es inzwischen.

Das ist auch aus einem anderen Grund erstaunlich: Vor Monaten sind meine Seiten vom Leiter der Einrichtung noch als „Dreckseiten“ bezeichnet worden, die von seinem Team nicht gelesen werden sollten. Das wird in keinem einzigen mir bekannten Anwaltsschreiben bestritten. Mit der Umfrage sind meine Seiten auch für das Team von Professor Dr. phil. Ruthard Stachowske „feine Seiten“ geworden, die man am Vormittag und am frühen Abend besonders gern liest?

Wäre das bisherige Umfrageergebnis aussagekräftig, taucht sogleich die nächste Frage auf: Warum ruft mich niemand von den 95 an und schildert seine „positiven Erfahrungen“? Wäre doch ein Leichtes. Nach entsprechender Überprüfung würde ich solche Berichte sogar veröffentlichen. Wäre allerdings eine Frau am Apparat, würde ich sie auch fragen: „Haben Sie ebenfalls in einer Lüneburger Zeitung eine Bekanntschaftsanzeige aufgegeben?“

Das berichtet eine Ex-Patientin. Eine Zeitlang seien Männer in der Einrichtung wegen solcher Inserate auf Brautschau gewesen, erzählt sie. Sie jedoch sei gar nicht auf Partnersuche gewesen, sie habe bereits einen Freund gehabt. Könnte bedeuten: „Familienorientiert“ bedeutet für Ruthard Stachowske: Suchen Sie sich doch einmal etwas Frisches und Knackiges! Mit einem neuen Partner klappt es auch mit der Therapie! Ergo: In dieser Einrichtung werden nicht nur bewegende Geschichten geschrieben, dort bewegt sich auch so manches in Richtung Grönemeyer: „Deine Liebe klebt“. Deshalb: Bekanntschaftsanzeige.

Also dann, liebe Umfrageteilnehmerinnen und Umfrageteilnehmer: „Kopf hoch! Tanzen“…- nur nicht am 19. November, denn dann wollen der Geschäftsführer der Jugendhilfe Lüneburg und Ruthard Stachowske einer Frau erklären, welche Titel der Herr Professor nun wirklich hat. Könnten auch ein paar von Reinhard Mey dabei sein. Beispelsweise: "Weil es in der Zeitung steht."

Wie im "Spiegel" vom 7. April 2007: "Dabei drohen den Kindern längst nicht nur Verwahrlosung oder Misshandlung. ´Ob jemand süchtig wird, ist kein Zufall, Suchtverhalten wird gelehrt´, warnt der Wissenschaftler Ruthard Stachowske. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder dem Drogenschicksal anheimfallen, sei in einer Suchtfamilie sechsmal höher als in einer normalen Familie. Stachowske leitet die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch im niedersächsischen Lüneburg, wo Kinder und ihre süchtigen Eltern gemeinsam behandelt werden können. ´Es gibt nur eine Handvoll solcher Einrichtungen, aber einen riesigen Bedarf´, klagt der Heimleiter."


Mehr auf http://familiensteller.blogspot.com/

Ein anderer deutscher Herbst



















Wird hier angeboten

Geschichten der friedlichen Helden der
Wendejahre 1989/1990, aufgezeichnet
in Leipzig und in Hannover