Freitag, 23. Oktober 2009

Die Geister...

„Gerade in Krisenzeiten“ - wirbt die Neuapostolische Kirche (NAK) von Riedlingen im Mai 2009 für den Besuch einer Veranstaltung - sei das Evangelium besonders wichtig. Fünf Monate später wird das nächste Gebäude verkauft. In Aachen. Beim Evangelischen Kirchentag sagt im Mai 2009 ein Vertreter dieser Glaubensgemeinschaft, man suche die Zusammenarbeit mit den Kirchen, weil man dem Islam „entgegenwirken“ wolle. In Berlin macht man das so: Zwei Gebäude werden an islamische Vereine verkauft.

Beim Europäischen Jugendtag will der derzeitige Kirchenpräsident bei der Aufarbeitung der NAK-Geschichte nicht „in Details“ gehen. Einen öffentlichen Versuch hat es gegeben. Der ist gründlich in die Hose gegangen. Denn eine stichhaltige Begründung dafür, warum in den 1950er-Jahren der damalige Kirchenpräsident behaupten konnte, er werde nicht sterben, weil Jesus zu seinen und zu den Lebzeiten der meisten Mitglieder wieder kommen werde, gibt es nicht. „Wir haben uns damals gegenseitig weh getan“, soll wohl die heutige Zauberformel für irgendwie anders weiter machen sein.

Doch die Geister…Das gilt besonders für ältere NAK-Mitglieder. Die rücken einfach nicht davon ab, dass die evangelische und die katholische Kirche doch noch irgendwie des Teufels sind. Das hat man ihnen schließlich Jahrzehnte lang eingeredet.

Das ist nicht das einzige Problem dieser Glaubensgemeinschaft, die auch andere heiße Eisen nicht gern anpackt: Anfang des vorigen Jahrhunderts war sie glühende Anhängerin des Kaisers, dann willfähriges Werkzeug von Hitler, schließlich Günstling der SED. Ein gutes halbes Jahr vor dem endgültigen Zusammenbruch des Systems reiste der damalige Kirchenpräsident in die DDR und zeigte sich beeindruckt davon, wie geordnet es jenseits der Elbe zugehe. Viel gemerkt haben kann der nicht…

Dann schlägt sich die Neuapostolische Kirche auch noch mit der Alterspyramide herum und große Missionserfolge beispielsweise in Afrika gehören längst der Vergangenheit an. Für junge Leute hat man die Zügel gelockert und die Fohlen galoppieren nun mal dort mal hier hin. Da helfen auch keine Krisenzeiten mehr, auf dem Religionsmarkt gibt es inzwischen derart viele Angebote, die heiß begehrten stehen in anderen Regalen.

Alles hat eben seine Zeit…

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